Knapp zwei Jahre nachdem Hyundai die Regie in der deutschen Importeurszentrale übernommen hat, ist die Stimmung in der Händlerschaft eingetrübt. Dies liegt nicht an den guten Marktzahlen: So hat die Marke hierzulande nach zehn Monaten knapp 85.000 Fahrzeuge verkauft (plus 1,1 Prozent) und einen Marktanteil von 3,4 Prozent erreicht. "Das ist eine starke Leistung", sagte Verbandspräsident Peter Schumann bei der Jahreshauptversammlung der Vertragspartner am Samstag in Brühl vor rund 250 Mitgliedern. "Noch verdienen wir Geld mit Hyundai."
Doch das traditionell gute Verhältnis der Händler zum Importeur ist angeschlagen. Mit Sven Köhnen von der Kanzlei Friedrich Graf von Westphalen & Partner hatte der Verband erstmals einen Rechtsanwalt als Berater dabei. "Ein absolutes Novum" nach 21 Jahren Verbandsarbeit, wie Schumann betonte. Eine lange Liste von Themen und viele Wortmeldungen aus dem Plenum machten eines deutlich: Der Gesprächsbedarf ist groß, die Händler sind genervt von den Problemen und verärgert über die Haltung des Herstellers.
Es sei bisweilen schwierig, fristgerechte und verlässliche Aussagen zu bekommen, kritisierte Schumann. Das belaste die Planung in den Autohäusern stark. Schwelende Themen würden zu langsam angepackt. So berichtete der Verband unter anderem von Problemen mit der SAP-Einführung, ausstehenden Prämienzahlungen, langen Lieferfristen bei Santa Fe und H1 sowie Unklarheiten bei Margen- und Bonusfragen. Auch die immer noch hohen Tageszulassungen und EU-Importe standen erneut auf der Agenda.
"Sie haben recht mit Ihren Forderungen", antwortete Hyundai-Deutschlandchef Markus Schrick in Brühl. Es gebe viele Themen, die verbesserungswürdig seien. Aber: "Ich sehe Licht am Ende des Tunnels". Der Manager versprach Lösungen zum Jahreswechsel. Er bat die Vertriebspartner aber auch um Verständnis dafür, dass die deutsche Markenzentrale zuletzt selbst durch schwierige Veränderungen gegangen sei. 49 neue Mitarbeiter seien bereits eingestellt worden. "Wir werden wieder dahin kommen, dass Kunden und Handel an erster Stelle stehen."
Kundenzufriedenheits-Bonus und CI-Anpassungen
Besonders auf den Nägeln brennt den Vertriebspartnern die Berechnung des 2013 eingeführten Kundenzufriedenheits-Bonus. Einem von Verband und Importeur ausgehandelten Kompromiss für eine netzweite Lösung wollte die Mitgliederversammlung keine Empfehlung aussprechen. Autohäuser, die mit der Bonus-Berechnung nicht zufrieden sind, müssen nun ihren Fall bei Hyundai vorbringen. Alle Einzelfälle würden individuell geprüft, hieß es.
Auch für 2014 bleiben Fragen offen. In dieser Woche will der Importeur die Richtlinien und Bonusregelungen für das kommende Jahr vorlegen. Darunter ist auch ein neues Bonussystem für Ersatzteile und Zubehör, das die Händler kritisch sehen. Verbandsgeschäftsführerin Antje Woltermann riet den Mitgliedern, Jahreszielvereinbarungen erst zu unterschreiben, wenn alle Details der neuen Richtlinien bewertet seien.
2014 will Hyundai laut Schrick zudem das gesamte Vertriebssystem "auf den Prüfstein stellen". Zwar schloss er eine Änderung des Händlervertrages und flächendeckend neue CI-Vorgaben für das kommende Jahr aus. Doch werde es CI-Anpassungen geben "für Händler, die investieren möchten". Zudem sind ein neuer Servicevertrag und neue Service-Standards geplant. Auf eine Anpassung der i10-Vertriebsmarge an die aktuellen Standards konnten sich Handel und Importeur bereits einigen. Im Januar kommen die Hyundai-Händler wieder zusammen. Bis dahin soll, so Schrick, vieles wieder so laufen, wie in der Vergangenheit. (se)
Hyundai-Forschungschef muss gehen
Größere Rückrufaktionen in diesem Jahr haben beim südkoreanischen Autokonzern Hyundai zu personellen Konsequenzen geführt. Der Präsident der Abteilung Forschung und Entwicklung der Gruppe, Kwon Moon Sik, sowie zwei weitere Manager seien von ihren Posten zurückgetreten, teilte Hyundai Motor am Mittwoch mit.
"Die Personalveränderungen zeigen die Verpflichtung der Hyundai Motor Group zur Qualitätssicherung und bestätigen die Absicht, die Wettbewerbsfähigkeit bei Forschung und Entwicklung zu verbessern", hieß es in einer Stellungnahme. Der bisherige Leiter der Karosserie-Technologiezentren, Park Jeong Gil, werde künftig auch die Aufgabe Kwons übernehmen, sagte eine Hyundai-Sprecherin. Die Rückrufaktionen drohten nach Ansicht von Beobachtern das Image des fünftgrößten Autokonzerns und VW-Konkurrenten mit seinen Marken Hyundai und Kia spürbar zu schädigen.
Der Konzern hatte in den vergangenen Wochen die Zahl der Genesis-Limousinen von Hyundai auf fast 150.000 Autos erweitert, die in Südkorea und den USA wegen möglicher Bremsprobleme in die Werkstätten gerufen wurden. In diesem Jahr sollten im Rahmen von Rückrufaktionen und "Service-Maßnahmen" bereits mehr als zwei Millionen Autos von Hyundai Motor und Kia Motors wegen fehlerhafter Bremsleuchtschalter repariert werden. (dpa) Textclipping
Lg. Richy